Das kann man doch sicher flicken

Geliebtes Publikum! 
Hand aufs Herz oder auf welchen Teil von euch ihr sie grad hinlegen möchtet: Wir haben alle schon was kaputt gemacht. Die einen von uns sind auf sich selbst spezialisiert, andere auf technische Geräte, wieder andere sind eher Generalist*innen und das Kaputtmachen passiert eher wahllos. Oft aus Schusseligkeit. Was alle vereint, ist der Wunsch und die Hoffnung, dass man es schon wieder hinkriegt. Ein bisschen dry January, ein wenig schräubeln und leimen oder mal wieder in eine Praxis oder die guten Bekannten bei der Haftpflicht bezirzen.

Die Menschheit als Ganzes funktioniert nicht anders. Scheint offenbar ein hartnäckiger Programmierfehler in unserer DNA zu sein. Der Hang zum Zerstören ebenso wie die Überzeugung, dass alles rückgängig gemacht werden könne, wenn Mensch nur will. Das Wort «Wiedergutmachung» wurde nicht von Tieren und Pflanzen erfunden.

Grad im heutigen Tagi gibt es ein bilderbuchmässiges Beispiel dafür: Die US-Biotechnologiefirma Colossal Biosciences hat sich der so genannten «De-Extinction» verschrieben, salopp übersetzt der «Ent-Aussterbung». Eines ihrer ehrgeizigen Projekte: Sie wollen den Dodo wieder zum Leben erwecken. Dieser wunderbar eigenartige Vogel ist beim menschlichen Drang nach Eroberung blöderweise kaputtgegangen. Wie so vieles.

Es ist natürlich eine beflügelnde Vorstellung, dass wir wie dereinst doch noch einen lebendigen Dodo betrachten könnten. Dass alles reparierbar ist, irgendwie. Doch bei aller Zuversicht durch einzelne allenfalls mögliche Flick-Erfolge kommen wir nicht umhin, Sorge zu tragen, zu dem, was noch ist. Zu Tieren, Pflanzen und zu Menschen. Zu den Beziehungen zwischen den Menschen. Wissen wir alle natürlich längst.

Es ist einfach eine hochmühsame Sache. Vor allem das mit den Beziehungen. Wollen wir endlich die gleichen Rechte für Frauen, dann fürchten Männer um ihre Pfründe. Machen sich Menschen, die sich nicht in diese beiden Kategorien pferchen lassen, stark für ihre Rechte, fühlen sich jene bedroht, die meinen «es recht zu machen». Fordern BIPoc-Menschen, was ihnen schon immer zugestanden hätte, Respekt und gleiche Rechte, schürt das sofort die Panik der Privilegierten, etwas vom eigenen, feissen Kuchen abgeben zu müssen.

Nur ist das so eine Sache mit den Rechten. Der Begriff selbst impliziert, dass ihr Gewähren keine gönnerhafte Geste ist, sondern Pflicht. Dass wir dennoch Angst davor haben, liegt an einem grundlegenden Denkfehler: Vieles, was wir als unser Recht betrachten, ist eigentlich keines. Lediglich ein Zufall der Geburt.

Ein Plädoyer gegen das Kaputtmachen und für das Sorgetragen ist immer erst ein Lippenbekenntnis, das noch viel, viel Arbeit verlangt. Kein Grund, es nicht zu versuchen. Ein erster Schritt ist es, sich in andere hineinzuversetzen. Das nährt den Willen zu erhalten, statt zu fürchten und zu zerstören.

Darum glauben wir an das Theater. In hoher Kadenz gibt es hautnah und live Einblicke in ganz unterschiedliche Realitäten. Diese Tage nehmen wir euch beispielweise mit zu einem Queersalm, zu bluesigen Unterhaltern erster Güte, zu einer gnadenlosen und doch höchst sehenswerten und unterhaltsamen Auseinandersetzung mit den Unwägbarkeiten des Mutterwerdens, zu einem vergnüglich scharfen Comedy-Concert und zu einem Katastrophen-Kabarett.

Eure Millers, mal kaputt, mal zuversichtlich am Warten auf Dodo

Und: Schönen Frauentag!

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News 08.03.2023