«Guet isch e Cremeschnitte». Woher dieser Ausspruch als Antwort auf die Frage: «Isch guet?» oder auf allergattung Begeisterungsäusserungen ursprünglich kommt, weiss ich nicht. Die Schnoddrigkeit, die ihm innewohnt, belustigt oder befremdet mich je nach Situation. Denn besonders gut finde ich dieses Gebäck mit dem glitschigen dicken Zuckerdeckel, dem meist aufgeweichten Blätterteig-Boden und dem Gelatine-Vanille-Gewabbel dazwischen nicht. Aber zumindest ist es vielschichtig.
Tatsächlich lässt sich natürlich über die Güte von Cremeschnitten und Aussprüchen streiten, wie über alles, was «gut» oder «fein» ist, kurz: Geschmackssache. Bei genauerer Betrachtung gibt es allerdings schon die eine oder andere Objektivität, die sich bei der Beurteilung von Dingen und Nicht-Dingen aufdrängt, je nach Verwendungszweck: Ein Stuhl, der unsachgemäss zusammengezimmert ist und einen seekrank oder hexenschüssig macht beim Draufsitzen, ist nicht gut. Zumindest nicht als Stuhl. Vielleicht taugt er als sinnlich erlebbare Allegorie zur weltlichen Schieflage. Aber wenn ich sitzen will, will ich nur sitzen und nicht zum Philosophieren oder zur Einnahme von Itinerol genötigt werden.
Vermutlich ist sogar eine Cremeschnitte für etwas gut. Zum Beispiel als Wespenfalle oder zur Beduftung eines käseverseuchten Kühlschranks.
Ehrlich gesagt, macht es einfach grossen Spass, auf der Grenze zwischen dem grossmehrheitlich als gut oder schlecht Geltenden zu balancieren. Ausprobieren lohnt sich!
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